Radtour rund um den Listersee

Radtour rund um den Listersee

Nur noch durch die riesige Staumauer ihrer größeren Schwester, der gewaltigen Biggetalsperre, übertroffen, ist die Listertalsperre die zweitgrößte der zehn Talsperren des märkischen Sauerlandes. Schwester? Vielleicht wäre Tochter treffender. Nur die Wenigsten wissen, dass die Listertalsperre, die heute eher den Eindruck einer Vorsperre vermittelt, fast ein halbes Jahrhundert älter ist als der Biggesee. Die schönsten Zeiten für diese Genußradtour sind das Frühjahr, wenn die Butterblumen die Wiesen in einen gelben Teppich verwandeln, und der Herbst, wenn sich die bunten Farben der Laubwälder im klaren Wasser des Stausees spiegeln.

Ein versunkenes Tal

Ausgangspunkt der Radwanderung ist der Wanderparkplatz in Hunswinkel, unweit der Stelle, wo die Lister in den Stausee einmündet. Vom Parkplatz aus biegen wir rechts in die Dorfstraße ein und biegen nach 20 m links in Richtung Valbert ab. Bald liegen die letzten Häuser hinter uns. Durch ein weites Tal geht es leicht bergan. Nach einem Kilometer zweigt rechts ein kleines Seitensträßchen in Richtung Herringhausen ab. Die weite, sanfte Hügellandschaft mit ihren saftigen Wiesen zu Füßen des Nockelberges gibt einen Eindruck, wie das Biggetal und dessen Seitentäler vor dem Bau der Biggetalsperre ausgesehen haben mögen. Es fehlen nur noch die alten Hammerwerke und Wassermühlen. Kleine Dörfer und Weiler säumen den Weg durch eine abwechslungsreiche Landschaft. Wir radeln vorbei an Herringhausen, vorbei an Ober-, Mittel- und Unterworbscheid und gelangen in das Tal der Ihne, wo wir auf eine breite Landstraße stoßen, in die wir rechts in Richtung Neu-Listernohl einbiegen. Neu? Nun ja, der Ort Listernohl liegt unter den Wassermassen des Biggestausees begraben. Der breite Mehrzweckseitenstreifen der Landstraße lässt sich sehr gut als Radweg verwenden.

Wir erreichen Listerscheid. Hinter der Tankstelle auf der rechten Straßenseite biegen wir rechts ab und folgen den Wegweisern in Richtung Wamge. Ziemlich steil geht es am Hang hinauf. In Wamge halten wir uns weiterhin rechts und radeln in Richtung Eichen. Der Schatten der Bäume schützt vor den Strahlen der Sonne, denn durch die Steigung wird einem richtig warm. Der Pass ist erreicht und es beginnt die rasante Abfahrt hinab ins Listertal, wo das klare Wasser des Stausees lockt.

Vorsichtig biegen wir links in die quer verlaufende Landstraße ein, die wir nach wenigen hundert Metern schon wieder in Richtung Listerdamm verlassen. Wir radeln über die Staumauer, die die Wassermassen von Bigge- und Listertalsperre voneinander trennt, hinweg und halten uns anschließend links.

Voraus erblicken wir eine Doppelstockbrücke über das ehemalige Listertal. Oben fahren die Autos und eine Etage tiefer rauschen die Züge über das Wasser hinweg. Wir orientieren uns an den Markierungen des Radfernwanderweges R 18. An der Brücke geht es rechts ab. Ein paar hundert Meter radeln wir neben der Autostraße her, queren das ehemalige Tal der Dumicke, schwenken hinter der Brücke scharf nach rechts und radeln am Ufer dieses Seitenarmes des Biggesees weiter bis zum Damm der Vorsperre. Hier stoßen wir auf eine Querstraße, biegen links ab und folgen wenig später den Wegweisern in Richtung Voßsiepen und Wörmge den Hang hinauf. Oben angelangt hat man einen prächtigen Ausblick auf den Lister- und den Biggestausee. Das Wasser der Lister lockt. So schwingen wir uns wieder auf die Räder und sausen, vorbei an einer Blockhaussiedlung, die an die Goldgräbergeschichten von Jack London erinnert, hinab ins Listertal. Dem Ufer entlang geht's genüßlich nach Südwesten. Bald sieht man auf der anderen Seite einer Bucht einen schönen Fachwerkbau, der sich im Wasser spiegelt. Das ist die Kalberschnacke, wo sich nicht nur Radwanderer mit Speis' und Trank stärken können. Nach wohlverdienter Rast nähern wir uns langsam einer Brücke, die den Stausee überspannt. Hell leuchten die blauen Geländer in der strahlenden Sonne. Wir bleiben am Südufer und fahren weiter bis zur kleinen Ortschaft Herpel. Hinter der Brücke über die Herpel zweigt rechts der Fernwanderweg X 20 ab.

Hier verlassen wir die Autostraße, folgen dann aber nicht den weißen Andreaskreuzen, sondern dem L im weißen Kreis. Eine genüssliche Fahrt über Feldwege, mitten durch grüne, saftige Wiesen, die im Frühjahr mit Blumen übersät sind, und der herrliche Blick auf den glatten Spiegel der Talsperre bilden den Ausklang dieser Tour.