Eigentlich wollte sie zur Kripo, Sozialarbeiterin oder Kindergärtnerin werden, als sie mit 15 Jahrendie Schule abschloss. Doch das Leben hielt eine andere Wendung für Martina Crone-Fischer bereit: Es führte sie zur Stadtverwaltung Meinerzhagen. 47 Jahre später blickt sie auf erfüllte Zeiten zurück, davon fast 30 Jahre als Standesbeamtin. Zwischen Aufgebot und Familienstammbuch, zwischen Brautkleid und Papiertaschentuch, zwischen Trauzimmer und Büroalltag hat sie so viel erlebt – Meinerzhagen und ich: Die Möglichmacher.
Bei ihr hat noch niemand „Nein“ gesagt: Martina Crone-Fischer traut nicht nur Meinerzhagens Paare
Heute ist sie eine der am längsten bei der Stadtverwaltung tätigen Kolleginnen und Kollegen. Ihre gesamte berufliche Laufbahn und damit auch einen Großteil ihres Lebens hat Martina Crone-Fischer hier im Rathaus verbracht. Wir besuchen sie also quasi in ihrem Reich, als wir das Trauzimmer im Standesamt betreten – ein wunderschöner, holzvertäfelter Raum, in dem antike Möbelstücke mit moderner Bestuhlung und Beleuchtungeine feierlich-freundliche Atmosphäre zaubern. In Ehrfurcht erstarren wir dennoch nicht, denn schon kommt die „Herrin des Trauzimmers“ zu uns und begrüßt uns ebenso herzlich wie temperamentvoll: Martina Crone-Fischer, das merkt man, ist in ihrem Element. Sie geht auf Menschen zu, bricht das Eis und ist, bei aller Würde, die ihr Amt unterstreicht, auch für einen Scherz immer zu haben. Und das seit Jahrzehnten.
Am 01. August 1973 hat sie bei der Stadtverwaltung angefangen, nachdem sie die beiden Möglichkeiten abgewogen hatte, sich entweder bei einem ortsansässigen Großunternehmen oder eben bei der Stadt zu bewerben. Sie entschied sich für letzteres: „Ich kannte die Stadtverwaltung, weil ich mir dort die Schulbus-Fahrkarte abgeholt hatte. Und so fingen wir zu sechs weiblichen „Lehrlingen“ bei der Stadt Meinerzhagen an.“ Das sei eine gute Entscheidung gewesen, resümiert sie, die sie nie bereut hat. Zunächst war sie als Verwaltungsangestellte im Personalwesen, dann im Anschluss an die Ausbildung ins Vorzimmer des Ordnungsamtsleiters eingesetzt. Nach der Geburt ihres Sohnes im Jahr 1990 stand sie vor der Entscheidung: Sollte sie eine neue Herausforderung annehmen, die ihr im Gegenzug Teilzeit ermöglichte? Sie wagte den Sprung ins Standesamt. „Ich war alleinerziehend und mein Sohn noch ganz klein, der Aufgabenbereich neu und es war außerdem noch die Zeit, in der viele Spätaussiedler nach Meinerzhagen kamen. Für sie wurden auf Antrag Familienbücher angelegt. Diese Einträge mussten wir damals noch mit der Schreibmaschine vornehmen. Eine Berichtigung bei einem Tippfehler gab es nicht. Bei jedem Fehler hieß es: Formular rausnehmen, neu einspannen und von vorne beginnen. Das kann man sich heute kaum noch vorstellen!“
Trotz aller Veränderungen merkte Martina Crone-Fischer aber schnell: Ihr neuer Verantwortungsbereich war genau das Richtige für sie – und das ist bis heute so geblieben. Die
Bearbeitung und Verwaltung von so unterschiedlichen Themen im Personenstandswesen wie Namensänderungen, Arbeiten im Ehe-, Geburten- und Sterberegister laufen über ihren Schreibtisch und den ihrer Kollegin. Ein besonders schöner Teil ihrer Aufgaben sind dabei die Eheschließungen: Gut einhundert sind es im Jahr, nach einer rückläufigen Phase ist die Tendenz zum Lebensentwurf „Ehe“ wieder steigend.
Auf rund 1.250 Eheschließungen kann Martina Crone-Fischer heute zurückblicken.Für sie ist es der Kontakt zu den Menschen, der ihre Arbeit so besonders macht. Und natürlich hat sie in den dreißig Jahren als Standesbeamtin schon fast alles erlebt, ein „Nein“ hat aber noch niemand auf die berühmte Frage geantwortet. „Bislang sind alle Paare als Eheleute wieder aus dem Standesamt herausgekommen“, sagt sie mit einer gewissen Heiterkeit in der Stimme. Rührend wird es dabei fast immer und auch als Profi ist Martina Crone-Fischer auch nach all den Jahren emotional dabei. Die Papiertaschentücher hat sie nur einen Handgriff weit entfernt liegen. „Tränen fließen allermeistens“ erzählt sie uns „und so habe ich auf für mich schon viele bewegende Momente erlebt“. Dabei ist es unerheblich, ob die Hochzeit mit großem Aufwand, im kleinen Kreis oder auch „mal eben schnell“ stattfindet. „Man fühlt halt immer mit, auch nach all den Jahren hat sich daran nichts geändert“.
Schon immer ein Stück Heimat: von Kierspe nach Meinerzhagen
So kennt Martina Crone-Fischer viele Mitmenschen hier in Meinerzhagen aus einem persönlichen Blickwinkel heraus, „und das, wo ich doch eigentlich aus Kierspe komme und sich die beiden Städte gar nicht grün waren.“ Trotzdem war die Beziehung zu Meinerzhagen schon von Kindesbeinen an da und wurde immer enger. „Zum einen wohnten wir in Kierspe am Hintersten Berg, direkt am Ortsschild zu Meinerzhagen“, lacht sie. „Ich habe mich immer als „Grenzfall“ bezeichnet. Außerdem“, und das ist eine ihrer schönsten Erinnerungen, „wurde ich jedes Wochenende in den Linienbus nach Meinerzhagen gesetzt, stieg an der Haltestelle „Sägewerk“ aus und verbrachte das Wochenende bei meiner Großtante. Die wohnte direkt gegenüber vom Sägewerk und das wurde samstags und sonntags mit seinen Rollwagen zum Abenteuerspielplatz für die Kinder aus der Nachbarschaft.“ In dieser Zeit erwachte ihre Liebe zu Meinerzhagen – eine Verbindung, die ein Leben lang hielt und die spätere Entscheidung, mit ihrem Mann dorthin überzusiedeln, leicht machte. „Hier leben meine Freunde und einfach tolle Menschen“, bringt Martina Crone-Fischer es auf den Punkt.
Voller Pläne für die Zukunft: ein neuer Lebensabschnitt nach fast fünf Jahrzehnten
Wenn sie im Herbst in den Vorruhestand geht, beginnt für sie ein neuer Lebensabschnitt. „Natürlich blicke ich mit mehr als einem weinenden Auge auf so eine lange Zeit zurück. Ich war immer mit ganzem Herzen dabei und habe meine Arbeit geliebt. Nette Kollegen, eine gute, fast schon familiäre Arbeitsatmosphäre und wunderschöne Momente: Was will man mehr? Aber alles hat seine Zeit und so ist es nun jetzt an der Zeit, an Neues zu denken.“ Und ebenso energiegeladen, wie Martina Crone-Fischer in den vergangenen fünf Jahrzehnten immer wieder Neues angenommen hat, will sie sich auf das Leben nach der Arbeit einlassen. Dazu gehört der Vorsatz, in den SGV einzutreten. Mit dabei ist auch ein Teil ihrer „Sauna-Frauen“, die sich vor über 40 Jahren in der Meinerzhagener Sauna kennen lernten und seitdem befreundet sind. Neben regelmäßigen Treffen gehen sie zweimal jährlich in und um Meinerzhagen wandern und auf Ausflugsfahrten werben sie mit ihren roten T-Shirts und dem grünen „M“ für ihr schönes Meinerzhagen. Viel Zeit will Martina Crone-Fischer außerdem für ihre Familie haben, die im April durch ein Enkelkind vergrößert wurde. Vielleicht ruft auch ein Ehrenamt. Besonders aber freut sie sich auch auf die Reisen mit ihrem Mann, u.a. auch auf Fahrten ins Blaue mit einem uralten Wohnmobil, das perfekt geeignet ist, schöne Städte zu erkunden und Wellness zu leben.
In wenigen Monaten wird sie endlich die Zeit dazu haben. Bis dahin ist aber noch viel zu tun für Martina Crone-Fischer: Denn auch nach 47 Jahren noch macht es ihr immer wieder Freude, hier im Trauzimmer in Meinerzhagen glückliche Menschen in einen besonderen Lebensabschnitt zu begleiten.
( )