Wiesen, Ställe, Natur, soweit das Auge reicht – wer den Weg nach Wickeschliede, einem winzigen Ortsteil vor den Toren Meinerzhagens, findet, dem eröffnet sich eine Idylle wie aus dem Bilderbuch, die zum Träumen einlädt: ca. 40 große und kleine Friesen haben hier ihr Zuhause. Mittendrin und praktisch immer auf den Beinen, wirbelt, denkt und managet eine junge Frau, die hier mit Herz und Hand wirkt. Und träumen, das hat Stephanie Dietrich trotz aller Arbeit, die sie 16 Stunden am Tag auf den Beinen hält, bis heute nicht drangegeben: Sie hat aus dem alten Bauernhof Wickeschliede mit seinem Haupthaus, seinen Stallungen und Wirtschaftsbereichen ein Gestüt gemacht.
Hier züchtet sie Friesen, große, schwere Pferde mit liebenswertem, treuem Charakter, die es ihr seit ihrer Jugend angetan haben. Im Rahmen eines Besuchs von Schulkindern aus der Ebbeschule nutzen wir gemeinsam mit Bürgermeister Jan Nesselrath die Gelegenheit für einen Rundgang und ein Gespräch – denn dieses Gestüt ist auch für Laien bereits auf den ersten Blick mehr als beeindruckend: Fast überall passiert etwas, Pferde werden versorgt, Trainings vorbereitet und Ställe gesäubert. Das alles aber geschieht mit einer Ruhe, einer gleichzeitig zupackend-besonnenen Art und einer spürbar guten Laune, dass wir uns am liebsten sofort den Besen schnappen und mithelfen würden. Auf dem Gestüt Wickeschliede, das merkt man sofort, finden Träume ihre Umsetzung, hier zählt das Wohlergehen der Tiere zuallererst und hier finden Pferde ebenso wie Team eine Heimat. Und das alles in der schönsten Umgebung, die man sich wünschen kann.
Großer Traum findet perfekten Rahmen in Meinerzhagen
Wie es dazu kam? Das erklärt Stephanie Dietrich, der Kopf und das Herz des Gestüts Wickeschliede: „Schon im Kindergartenalter habe ich mich in die Friesen verliebt“, so die 33-jährige lachend, „und diese Liebe hat mich nie mehr losgelassen. Als ich 14 war, kam das erste Friesenpferd in den Stall, ein Wallach, der mich bis heute begleitet und mit dem ich viele Turniere geritten bin.“ Das war der Grundstein; was folgte, geschah mit aller Konsequenz: Stephanie Dietrich absolvierte zunächst eine Ausbildung zur Kauffrau für Bürokommunikation – eine gute Grundlage für alles, was noch kommen solle. Doch währenddessen reifte der Gedanke, ein eigenes Friesengestüt zu errichten, und so schlossen sich der Studiengang „Internationales Pferdemanagement“ in den Niederlanden, Seminare und Fortbildungen an, „und hier bin ich jetzt, mitten in meinem eigenen Traum“.
Mit Herz, Weitblick und wunderbaren Aussichten: Wickeschliede wird zum internationalen Friesenzentrum
Dass sie den über 100jährigen Bauernhof in Wickeschliede zum perfekten Ausgangspunkt für dieses Unterfangen fand, verdankt sie ihrem Onkel. Der sah die Verkaufsanzeige für den Hof und dachte sofort an Stephanie Dietrich, und sie wiederum sah das Potenzial und all die Möglichkeiten, die sich an diesem wunderschönen Fleck der Erde, ganz ländlich und doch bestens erreichbar, boten.
Seit 2017 findet sich an der Zugangsstraße zu Ställen, Haupthaus und Nebengebäuden das Schild „Gestüt Wickeschliede“ mit Wappen – und natürlich dürfen auch darauf das Konterfei und die Silhouette ihrer Friesen nicht fehlen: Die typische Pose, die starke Statur, lange Mähne und Fesselbehang lassen bereits erkennen, wer hier die Hauptfiguren sind. Als Bürgermeister, noch mehr aber als Meinerzhagener freut sich auch Jan Nesselrath über diese ganz besondere Bereicherung, die Stephanie Dietrich dieser Region schenkt: „Es ist so schön zu sehen, wie einem alten Hof neues Leben eingehaucht wird und dass dieser große Traum wirklich aufgeht. In diesem Gestüt steckt extrem viel Arbeit, mindestens genauso viel Liebe und ein großer Plan. Schöner kann es hier kaum sein.“ Wir können nur zustimmen: So viel Natur, gesunde, freundliche Tiere und ein hochmotiviertes Team – das Gestüt ist eine echte Erfolgsgeschichte von modernem Unternehmertum.
Liebevolle Zucht und Aufzucht, professionelles Training und ein hochmodernes Rehazentrum
In den vergangenen Jahren hat Stephanie Dietrich einige Fohlen erworben und liebevoll aufgezogen. Verschiedene Fohlen haben bei ihr seitdem das Licht der Welt erblickt und leben inzwischen in aller Welt. Denn das Gestüt Wickeschliede ist in Fachkreisen weit über die Grenzen des Sauerlandes, ja sogar Deutschlands und Europas hinaus bekannt, und eins ist klar: Wer einmal dieser Rasse mit charaktervollem Äußeren und treuer, intelligenter Seele verfallen ist, der wird diese Liebe nicht mehr aufgeben. Und auch wir stellen beim Rundgang schnell fest, wie zutraulich, freundlich und wunderschön die Tiere sind. Mit stolzen Namen wie Meinte van Friduwich, Brecht van Coudenbourgh oder Abe van Stal Geurts erinnern sie an vergangene Zeiten – ein spannender Kontrast zu den hochmodernen Anlagen in den Stallungen, auf dem Platz und insbesondere im angeschlossenen Rehazentrum. Dort erhalten verletzte Pferde modernste Therapien, und auch hier nehmen die Besitzer lange Wege gerne im Kauf, denn sie wissen ihre Schützlinge bestens versorgt.
Nach einem spannenden Vormittag müssen wir uns wieder Richtung Rathaus verabschieden, und auch für Stephanie Dietrich muss der Arbeitstag nun weitergehen. Auf sie warten heute noch einige Stunden Arbeit. In der Sonne und mit ihren Pferden sei das aber gleichzeitig auch einfach eine große Freude, lacht sie zum Abschied, „denn ich sehe jeden Abend, wofür ich hier stehe.“ Und das ist, wir lassen den Blick noch einmal schweifen, einfach traumhaft.
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