Das Jahr 2022 steht in den Startlöchern, der Alltag ist wieder angerollt. Welche Themen werden die Arbeit der Stadtverwaltung bestimmen, wohin geht unsere Reise? Bürgermeister Jan Nesselrath gibt einen Ausblick auf die kommenden Monate, auf Inhalte und Arbeitsschwerpunkte.
Herr Nesselrath, bevor wir auf die Themen und Ziele der nächsten Monaten kommen, sagen Sie uns ganz kurz, von wo aus Sie ins neue Jahr gestartet sind: Welche Inhalte haben Sie in 2021 bewegt?
Ich denke, da unterscheiden sich meine Erfahrungen kaum von den aller anderen: Auch für mich stand Corona über allem anderen. Die Sorge um Familie und Freunde, das ständige Abwägen, die Regelungen haben uns allen zu schaffen gemacht, zumal wir ja mit der Hoffnung ins Jahr 2021 gestartet waren, dass wir Corona in den Griff bekommen. Nun sind wir in einer gar nicht so unähnlichen Situation wie im letzten Januar. Das macht mürbe, das zeigt aber auch, worauf es ankommt. Jetzt konzentrieren wir uns weiter darauf, auch in dieser Pandemiezeit voranzukommen.
Dann schauen wir jetzt nach vorne: Welche Schwerpunkte werden Sie für die nächsten 12 Monate setzen?
Ein wesentliches Thema wird ganz klar das neue Innenstadtquartier sein, und zwar mit allem, was dazu gehört; das sind neben der Sanierung der Stadthalle die Weichenstellungen für das kommerzielle Zentrum sowie der Umzug und die Modernisierung der Stadtbücherei. Außerdem wird uns die Situation auf der A45 nach der Sperrung der Rahmedetalbrücke begleiten. Wir brauchen dringend eine Lösung, wie wir in den nächsten Jahren zurechtkommen können, und es muss alles geschehen, damit die Brücke schnell ersetzt wird. Dafür werden wir mit allem nötigen Druck kämpfen. Weitere Schwerpunkte bleiben die Themen Bildung, Familie, Ärztemangel und bezahlbarer Wohnraum, aber auch die enge Zusammenarbeit mit den Wirtschaftstreibenden hier am Standort und, natürlich, weiter die Digitalisierung und der Klimaschutz.
Was nehmen Sie aus der Pandemie an Handlungsaufträgen für 2022 mit?
Wir haben vor allem gelernt, dass das Verständnis füreinander das A und O für eine Gemeinschaft ist und dass wir zusammenstehen müssen, aber nicht stillstehen dürfen. Viele Menschen hatten und haben mit den Auswirkungen von Corona zu kämpfen, die Wirtschaft hat gelitten, das Gesundheitswesen stand vor ganz neuen Herausforderungen. All diese Themen, die unser Leben und unseren Alltag bestimmen, sind miteinander verzahnt. Deshalb setze ich umso mehr auf Konstruktivität und Austausch, und zwar mit allen Gruppen unserer Gesellschaft. Dazu gehören die Ärzteschaft, die Verantwortlichen in Schulen und anderen Einrichtungen, die Gewerbetreibenden und, vor allem, die Bürgerinnen und Bürger.
Kommen wir zum Thema Stadthalle. Vorausgesetzt, die Pandemie lässt ein ungestörtes Arbeiten zu: Wie geht es an dieser Stelle weiter?
Das ist leider genau der Punkt: Gerade bei diesem Projekt hat Corona maßgeblich Einfluss genommen. Das gilt zum einen für die Planungen und die Gespräche, die sich immer wieder verzögert haben. Alle Beteiligten sind vorsichtiger geworden; angesichts der ungewissen Entwicklungen sind Projekte und Investitionen dieser Größenordnung mit deutlich mehr Zurückhaltung vorangeschritten. Außerdem mussten wir die Bürgerbeteiligung immer wieder verschieben. Ich habe den Menschen eine Mitsprachemöglichkeit versprochen, denn die Stadthalle liegt ihnen am Herzen und steht für Meinerzhagen. Jetzt sind wir in einer neuen Corona-Welle; gleichzeitig wollen wir den Antrag auf Fördermittel definitiv in diesem Jahr stellen. Für mich heißt das also: Sobald die Situation es irgendwie zulässt, gehen wir in die Bürgerbeteiligung. Wir werden die Projektbestandteile vorstellen, die Pläne aufzeigen und dann den Weg festlegen.
Ein ganz wichtiges Thema ist auch der Tourismus, den nach vorne zu bringen Sie sich auf die Fahne geschrieben haben. Was ist in diesem Bereich geplant?
Das ist richtig, Tourismus ist eines unserer Zukunftsthemen. In der ersten Etappe haben wir eine Art Strukturwandel angestoßen und uns in den Bereichen Wandern und Biken positioniert. Unsere Touristinfo hat gut zu tun, zumal wir ja auch eines der wenigen Einstiegsportale in den Naturpark Sauerland Rothaargebirge sind. Dieses Profil als Nahtourismus-, Freizeit- und Ferienziel müssen wir jetzt schärfen. Gleichzeitig baue ich auf die Regionale 2025, in deren Rahmen wir auf nachhaltigen Tourismus und Naturerleben setzen, zum Beispiel mit Projektideen auf der Nordhelle. Unsere gemeinsame Bewerbung mit der Gemeinde Herscheid läuft bis jetzt sehr vielversprechend.
Nachhaltigkeit, Umwelt- und Klimaschutz sind ebenfalls drängende Themen, die weiter auf der Agenda bleiben. Was hat die Stadt an dieser Stelle einzubringen?
Wir haben ein Klimaschutzkonzept erarbeitet, das uns auf über 250 Seiten Handlungsfelder bestätigt und aufzeigt. Vieles davon ist bereits Teil unseres Tagesgeschäfts, allem voran die energetische Sanierung unserer Gebäude oder die Umstellung unserer Beleuchtung und Infrastruktur. Aber es gibt noch andere Ansatzpunkte, von der nachhaltigen Mobilität über die Beratung bis hin zur Bewusstmachung des Themas in den Schulen. Wir bleiben da in allen Bereichen am Ball. Und damit das koordiniert und ganzheitlich erfolgt, freue ich mich sehr, dass wir seit einigen Tagen einen Klimaschutzmanager in unserem Team haben, der genau diese Ansätze vorantreibt. Klimaschutz ist ein Thema, das alle Kräfte und alle Energien braucht, und auch hier setze ich auf Austausch und gemeinschaftliches Handeln.
Wenn Sie in zwei Sätzen das zentrale Thema zusammenfassen können, ein Motto, unter dem Sie dieses neue Jahr zusammenfassen wollten: Wie lautet dies?
Wir wollen unsere Stadt weiter so entwickeln, dass sie dauerhaft eine lebens- und liebenswerte Heimat für alle Generationen ist, dass sie gutes Umfeld zum Aufwachsen, zum Leben und zum Arbeiten bietet und dass sie in allen Bereichen zukunftsfähig ist und bleibt. Das ist der Kern meiner gesamten Arbeit. Als zweiten Punkt für die kommenden Monate wünsche ich mir, wie vermutlich jeder, nichts mehr, als dass die Pandemie endlich besiegt werden kann und wir wieder in Richtung echter Normalität kommen.
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