Seit einem Jahr leitet Sabrina Müller den Fachdienst Soziales im städtischen Fachbereich Bürgerservice – und managt seitdem ein Themengebiet, das ebenso breit gefächert wie herausfordernd ist. Wir sprachen mit ihr über die Erwartungen und Erfahrungen, Ziele und Erreichtes: eine Bilanz nach einem Jahr, das nicht nur aufgrund von Corona viel Neues mit sich brachte.
Frau Müller, das erste Jahr ist „rum“. Welche Erfahrungen haben Sie in diesen ersten zwölf Monaten geprägt?
Zum Glück war mir der Aufgabenkomplex nicht völlig neu. Dass ich schon seit sechs Jahren bei der Stadtverwaltung bin und zuletzt auch die Stellvertretung innehatte, machte mir den Einstieg leichter, zumal der Fachdienst zuvor über viele Jahre in gleicher Führungshand und damit sehr gut aufgestellt war. Besonders dafür bin ich sehr dankbar. Nun haben wir ein spannendes Themenfeld zu beackern, haben uns als Team neu formiert und zu unserem großen Glück schnell festgestellt, dass wir als Kollegen viel Vertrauen zueinander haben. Das hat meine Arbeit bei aller Verantwortung und allem Neuen gerade in diesem ersten und coronabedingt umso schwierigeren Jahr sehr geprägt.
Welche Themen haben Sie besonders beschäftigt, sei es wegen oder auch trotz Corona, das gerade ja auch in Ihrem Aufgabenbereich besonders hineinspielt?
Corona ist eine Riesenherausforderung. Viele unserer Kundinnen und Kunden zählen zu den „vulnerablen Gruppen“, sind zum Beispiel älter oder vorerkrankt. Um sie nicht zu gefährden, sind besondere Schutzmaßnahmen nötig, und dabei bleibt der direkte Kontakt oft auf der Strecke. Gerade im Bereich der existenzsichernden Leistungen ist das ganz schwierig, denn jeder hat eine persönliche Geschichte, die man trotz enger rechtlicher Voraussetzungen immer einbeziehen muss.
Im Bereich der Jugendarbeit ist Corona, kurz gesagt, eine Katastrophe. Jugendzentrum und Jugendtreff mussten lange schließen, die Kinder hatten kaum Außenkontakte und ein solches Ausmaß an Isolation kann Schlimmes bewirken. Wir haben schnell ein digitales Jugendzentrum aufgebaut, um überhaupt in Kontakt zu bleiben. Nicht zuletzt fehlt der direkte Kontakt auch bei uns als Team an vielen Stellen. Das ist wirklich traurig und macht die Dinge nicht leichter. Trotzdem haben wir alles gegeben und am gleichen Strang gezogen, denn der Teamgeist macht in schweren Zeiten den Unterschied.
Welche Ziele haben Sie sich für die kommende Zeit gesteckt, wo sehen Sie unsere Stadt in Summe im Kontext Ihrer Arbeit?
Zum einen wollen wir die Digitalisierung auch in unserem Aufgabenbereich vorantreiben und den Zugang der Menschen zur Verwaltung spürbar vereinfachen, indem wir unsere Services schneller, besser und unkomplizierter anbieten. Das hat aber für uns selbst den Vorteil, dass wir intern unsere Prozesse optimieren. Zum anderen möchte ich, dass wir als Ansprechpartner für alle Bürgerinnen und Bürger mit ihren Wünschen und Bedürfnissen da sind - zum Beispiel, indem wir mit den Kindern und Jugendlichen in ihrer Sprache und auf ihren Kanälen kommunizieren, dass wir ihnen den Raum geben, sich zu öffnen und wohlzufühlen. Für die ältere Generation, für die viele Gelegenheiten gemeinsamer Erlebnisse coronabedingt weggefallen sind, wollen wir neue Angebote und passende Alternativen schaffen. Und wir wollen die Menschen unterstützen, die Hilfe benötigen, Geflüchteten ein sicheres Zuhause bieten und ihnen echte Integrationsangebote machen.
Für mich steht bei all dem die Menschlichkeit an erster Stelle. Wir wollen Bürgernähe wirklich leben und mit Sachverstand und Empathie füllen. Ich hoffe, dass wir dieses große Ziel in allen Bereichen werden umsetzen können.
Das Selbstverständnis des gesamten Fachbereichs-Teams drückt sich ja im Namen „Bürgerservice“ gut greifbar aus. Wie empfinden Sie diesen Ansatz in Ihrer Arbeit?
Ich denke, dieses Wort steht genau für das, was unser Selbstverständnis ausmacht. Wir arbeiten für die Menschen, wir arbeiten mit ihnen und wir sind unmittelbar bei den Menschen. Ganz wichtig ist dabei auch für mich, dass die Menschen uns als Partner sehen, als Dienstleister, die ihnen zur Seite stehen. Es gibt für viele immer noch Ängste und Hemmschwellen, zu uns Kontakt aufzunehmen. Diese Barrieren will ich mit meinem Team abbauen, denn schließlich wenden sich alle Leistungen, die wir erbringen, direkt an die Bürgerinnen und Bürger.
Diese Direktheit macht unseren Alltag aus, und das liebe ich. All das, was wir tun, zeigt sich unmittelbar im Ergebnis und darin, wie gut wir helfen konnten. Kein Tag ist wie der andere, keine Arbeit wie die gestrige. Das macht die Arbeit so spannend und schön, und ich könnte mir nicht vorstellen, in einem anderen Fachbereich zu arbeiten.
Das vergangene Jahr war in vielerlei Hinsicht mehr als turbulent. Wie kommen Sie selbst in diesen Zeiten zur Ruhe?
Ich versuche, die Schicksale nicht mit nach Hause zu nehmen, was nicht immer gelingt. Um abzuschalten, gehe ich mit meinem Mann und meiner Bulldogge gerne auf ausgedehnte Spaziergänge. Und da ich das Wasser liebe, sind die Talsperren da genau das Richtige. Ansonsten lese ich gerne, auch Fachbücher, und gebe mein Wissen als Dozentin im Sozialrecht weiter. Mein Beruf ist auch mein Hobby, und so fühlt sich das selten nach Arbeit an.
Sabrina Müller, 33, leitet seit Januar 2021 den Fachdienst Soziales und zeichnet mit ihrem Team für die Themen Sozialhilfe, Grundsicherung, Asyl, Wohngeld, Rente, Senioren Kinder-und Jugend verantwortlich. Für die Verwaltungsfachwirtin, die zuvor zehn Jahre bei der Rentenversicherung gearbeitet hatte, ist dies nicht nur das Spezialgebiet, sondern auch eine echte Herzensangelegenheit. Als gebürtige Kölnerin hat sie ihre rheinische Frohnatur mit ins Sauerland genommen, wo sie seit einigen Jahren eine neue Heimat gefunden hat.
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