Meinerzhagen und ich

Sie ist ein echtes Meinerzhagener Urgestein, sie gehört zur Stadt wie Karl vom Ebbe, wie die Mattenschanze – und wie die Kleinschwimmhalle an der Genkeler Straße: Wer das Bad, die Sauna, die städtische oder die TUS-Sporthalle besucht, der kennt sie ganz bestimmt: Seit dreißig Jahren ist Hannelore Bauckhage hier zu Hause. Als Hauswartin lebt sie nicht nur im gleichen Gebäude, sie sorgt auch dafür, dass die Meinerzhagener hier ihren sportlichen Aktivitäten nachgehen können. Meinerzhagen und ich: Die Möglichmacher.

Dreh- und Angelpunkt für den Sport an der Genkeler Straße: mit Hannelore Bauckhage auf Besichtigungstour

Was macht eigentlich eine Hauswartin? Und wie fühlt man sich als Hessin in Südwestfalen? Diese Fragen und mehr will uns Hannelore Bauckhage bei einer morgendlichen Besichtigungstour durch „ihr Haus“ beantworten. Wir fühlen es quasi schon: den Geruch nach Matten, das Quietschen von Turnschuhen auf dem Boden, die „gute Luft“ in der Umkleidekabine, an die wir uns mehr oder weniger gerne aus der eigenen Jugend erinnern. Diese Eindrücke bleiben jedoch aus. Uns erwartet eine große, helle und moderne Halle, die für diverse Sportarten bestens ausgerüstet ist. Dafür kommt uns ein Schüler mit der ersten ungeplanten Überraschung des Tages entgegen: Die Tür zur Umkleidekabine der Turnhalle klemmt. „Alles nur halb so wild“, beruhigt Hannelore Bauckhage den Jungen, „ich schaue mir das gleich an.“ Mit ihrem typisch-ansteckenden Lachen schickt sie ihn zurück zum Umziehen. „Das ist im Handumdrehen erledigt – gut ist nur, wenn die Kinder sofort sagen, wenn etwas ist.“ In ihren Worten schimmert etwas durch, das wir im Laufe unseres Gesprächs immer wieder spüren: Lebensfreude, die Liebe zu ihrem Beruf und zu den Menschen hier in der Stadt, eine ungemeine Energie und Gelassenheit: Denn Hannelore Bauckhage kennt diese Hallen, sie kennt ihre „Pappenheimer“ und sie hilft, wo sie kann. Ohne Frage ist sie hier das Herz, das alle Fäden zusammenhält. 

Seit vierzig Jahren aus der Stadt nicht wegzudenken

Ein Blick in die Kleinschwimmhalle, die Sauna und die Turnhalle, die sich alle im Gebäudekomplex an der Genkeler Straße befinden, zeigt es sofort: Hier gibt es immer etwas zu tun, und kein Tag ist wie der andere – genau das macht den Alltag spannend. Dabei kommt Hannelore Bauckhage auch immer wieder mit den Besuchern der Sporteinrichtungen ins Gespräch. Ob Lehrerinnen und Lehrer, die langjährige Wassergymnastik-Gruppe, Erzieherinnen aus dem nahe gelegenen Kindergarten oder die vielen Kinder und Jugendlichen, die zum Sportunterricht oder Vereinssport hierherkommen: Hannelore Bauckhage kennt sie alle, und das zum Teil schon seit vielen Jahren. „Das ist das Tolle an Meinerzhagen“, freut sie sich auch noch nach Jahrzehnten, „es ist hier ein bisschen wie in einem Dorf. Und gleichzeitig hat man alle Vorzüge einer Stadt. Ich bin wirklich glücklich, dass ich hier gelandet bin.“

Hannelore Bauckhage muss es wissen, denn eigentlich, man kann es sich kaum vorstellen, ist sie gar nicht von hier. Vor über vierzig Jahren zog es sie aus ihrem hessischen Heimatort Bald Wildungen nach Südwestfalen: Ihr Mann Erich war gebürtiger und überzeugter Meinerzhagener. Den Umzug hat sie keine Sekunde bereut. Hier hat sich die Familie eingerichtet, hier sind ihre Kinder groß geworden. Als ihr Mann Hausmeister in der Kleinschwimmhalle und der Turnhalle wurde, zogen die Bauckhages in die Wohnung über die Turnhalle. „Wir hatten ein tolles Leben hier, und ich treffe heute noch viele alte Freunde meiner Kinder, die jetzt als Lehrer, Trainer oder privat hierher kommen. Man verliert sich ganz einfach nicht aus den Augen!“

Als die eigenen Kinder groß genug waren, übernahm sie die Arbeit als Kassiererin – mit zwölf Stunden in der Woche war sie dabei, und so waren ihr Mann und sie auch auf der Arbeit nie weit voneinander getrennt. An den Wochenenden stehen bis heute Ausflüge und Touren mit dem Motorrad oder dem 26 Jahre alten BMW-Cabrio auf dem Plan. Nach dem Tod ihres Mannes vor sechs Jahren stand dann schnell für Hannelore Bauckhage fest: Sie will in ihrer „neuen“ Heimat bleiben und auch die Sporteinrichtungen weiter betreuen. So kam es, dass sie Teile seiner bisherigen Aufgaben übernahm und seitdem als Hauswartin für mehr als „nur die Finanzen“ verantwortlich ist. Der Umbau der ehemaligen Hauptschule zum Mehrgenerationen-Wohnhaus, die Modernisierung von Dusch- und Eingangsbereich der Schwimmhalle und auch die Aufnahme von Flüchtlingen im Jahr 2015 haben sie seitdem mit immer wieder neuen Themen gefordert – gemeistert hat sie alle.

Durch den Tag mit guter Laune und Sachverstand

Mehrfach am Tag die Wasserqualität messen, Aufgüsse in der Sauna machen, Eintritt kassieren, Sportvereine, Schwimmer und Turner koordinieren, die Technik, auch in der benachbarten TUS-Halle, in Schuss halten: Das und noch viel mehr steht auf ihrem täglichen Ablaufplan. Alleine ist sie dabei selten: „Unsere Halle und das Schwimmbad sind gut ausgelastet. Hier ist ganz viel los – und mal ehrlich, in welcher Stadt unserer Größe findet man ein so tolles Angebot allein mit vier Schwimmbädern?“ Die Turnhalle beispielsweise ist in einem hervorragenden Zustand, und obwohl man an der einen oder anderen Stelle im Schwimmbad den Retrocharme förmlich atmen kann, so ist doch technisch alles auf gutem Stand. Dass man die Beckentiefe dank eines senkbaren Bodens von 180 auf 30 Zentimeter oder sogar Kantenhöhe regulieren kann, ist dabei ebenso außergewöhnlich wie die konstante Wassertemperatur von 28 Grad. Vom Seepferdchen-Kurs bis zum Seniorensport – auch dank des barrierefreien Zugangs ins Wasser selbst – ist hier wirklich für alle gesorgt. „Das muss man woanders erst einmal finden“, meint Hannelore Bauckhage und erzählt, für welch eine Furore der absenkbare Boden im Schwimmbad seinerzeit bei seiner Errichtung gesorgt hatte. Damals kamen Fachleute aus der ganzen Region, um sich die Technik anzusehen, die es so woanders gar nicht gab.

Während Hannelore Bauckhage davon erzählt, wird es im Umkleidebereich der Turnhalle lauter. Die nächste Sportgruppe trifft ein. Dieses Mal sind es die Kleinen aus der benachbarten KiTa, die gemeinsam mit ihren Erzieherinnen vormittags zum Toben, Spielen und Singen vorbeikommen. Fröhlich winken Sie „ihrer“ Hauswartin zu, und schon geht es zum kurzen Austausch mit den Erzieherinnen. Für uns ist das das Zeichen: Wir lassen Hannelore Bauckhage in den vier Wänden zurück, in denen sich niemand so gut auskennt wie sie. Ihre gute Laune, ihre Energie und Ihre Freude am Leben hier in Meinerzhagen nehmen wir mit.

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