Er kennt in Meinerzhagen Ecken, in die sonst nur wenige einen Fuß setzen können, er weiß, wie unsere Stadt in ihren entlegensten Winkeln, in höchsten Höhen und den Katakomben ganz tief unten aussieht. Das liegt nicht nur daran, dass er sein Leben hier in der Stadt verbracht hat, sondern das hängt auch mit seinem Beruf zusammen. Als Architekt im städtischen Fachbereich Technischer Service kümmert sich Piero Del Casale darum, dass Baudenkmäler den Zahn der Zeit überstehen, dass Neubauten sich ins gut Stadtbild einfügen und vieles mehr. Meinerzhagen und ich: die Möglichmacher.
Von der Pike auf: Piero Del Casale kennt jeden Stein in Meinerzhagen
Sein Leben dreht sich ganz um seine Stadt – und genau das hat sich Piero Del Casale immer gewünscht. Immer auf Achse und doch im vertrauten Umfeld, so ist sein Alltag und das strahlt er auch aus: Gelassenheit und Ruhe im Verein mit Energie und dem „Biss“, den man für schwierigere Themen braucht. Und so treffen wir ihn auf einen Kaffee zwischen einem Kontrollgang in der Villa im Park und einem Kurzbesuch im Stadion. Dort ist erst vor wenigen Wochen eine neue Lichtanlage installiert worden: „Wo immer möglich, tauschen wir die alten Leuchten bzw. Leuchtmittel gegen LED-Technik aus. Damit und der neuen, dimmbaren Anlage sparen wir beispielsweise im Stadion über 50 Prozent Energie ein“, klärt uns Piero Del Casale, Fachmann für ganz unterschiedliche Fragen, zur Begrüßung auf.
Immer im Thema – so kennt man den 54jährigen, der an den verschiedensten Ecken in Meinerzhagen wie zu Hause ist. Kein Wunder, schließlich konnte er sich schon von Kindesbeinen an keinen anderen Ort zum Leben vorstellen. Und auch wie es beruflich aussehen soll, dass wusste Piero Del Casale schon zu Schulzeiten: Während die Klassenkameraden noch kaum darüber nachdachten, öffnete ihm das Fach „Technisches Zeichnen“ die Augen: „Das will ich machen“, nahm er sich vor und ging dann genauso entschlossen seinen Weg, wie er bis heute seine teils durchaus mit Überraschungen aufwartenden Projekte zum Erfolg führt. Spätestens, als er das neu erworbene Haus seiner Eltern auf eigene Faust vermaß und durchplante, gab es kein Zurück mehr: Praktika, eine Ausbildung zum Bauzeichner und schließlich das Studium an der FH Hagen. Piero Del Casale verfolgte seinen Traum, der ihn 1999 zur Stadtverwaltung führte. Und auch einundzwanzig Jahre später weiß er nach wie vor: „Das ist es. Tolle Projekte, viele nette Kolleginnen und Kollegen und ein ganz breites Aufgabengebiet – was will man mehr? Wenn ich mich über eins nicht beschweren kann, dann ist es Langeweile“, fasst er ganz trocken zusammen er und skizziert in wenigen Worten die lange Liste dessen, was sein Job umfasst: Die Betreuung und Unterhaltung städtischer Gebäude und Versammlungsstätten, die Begleitung und Steuerung von Projekten und damit die Zusammenarbeit mit Büros, Handwerkern und noch viel mehr stehen darauf. „Ich kann morgens oft gar nicht abschätzen, was der Tag so bringt, und bin ganz viel unterwegs. Aber am Ende hat man ein greifbares Ergebnis, das sich in der Regel gut sehen lassen kann.“
Von „Wundertüten“ und mathematischen Berechnungen – Abwechslung ist garantiert
So wie bei einem der schönsten, aber auch arbeitsintensivsten Projekte der letzten Jahre – die Rede ist natürlich von der Villa im Park, die aus ihrem Dornröschenschlaf und, das zeigt ein Blick auf die Bilder vor ihrer Sanierung, vor ihrem allmählichen Verfall gerettet wurde. Heute ist das Gebäude, in dem Piero Del Casale und seine Kollegen nicht nur den Hausschwamm fanden und das von vielen Seiten nur noch als „Wundertüte“ bezeichnet wurde, wirklich ein kleines Wunder. „Allein die Aufarbeitung des Stucks oder der Bodenkacheln waren für mich echte Highlights“, sagt er und erzählt gleich weiter von anderen Projekten aus seinem Arbeitsleben: zum Beispiel von der Sprungschanze, einem der großen Wahrzeichen der Stadt. An die internationalen Wettkämpfe erinnert er sich selbst noch sehr gut und ebenso daran, wie der Radius der Schanze durch eine sich verändernde Sprungtechnik angepasst werden musste. Die gesamte Anlage musste neu berechnet werden, der Auslauf der großen Schanze wurde aufbetoniert und auch die Holzkonstruktion der mittleren Schanze komplett auf dem vorhandenen Beton aufgeständert. Aktuell befasst er sich mit dem Mensaanbau der Grundschule Auf der Wahr, „denn auch das gehört dazu: Wir müssen die sich ändernden Rahmenbedingungen möglichst bedarfsorientiert, pragmatisch und natürlich gleichzeitig so effizient wie möglich immer wieder umsetzen.“
Ein freier Kopf gibt Raum für Neues: mit Fanfarenzug und Wohnwagen auf Tour
Und was steht als nächstes auf dem Plan? Ganz klar – im Fachbereich bereiten Piero Del Casale und seine Kolleginnen sowie Kollegen nun mit der Sanierung der Stadthalle ein neues Mammutprojekt vor. Dabei ist die Freude an solchen ungewöhnlichen Herausforderungen genauso groß wie an den regelmäßigen Themen, denn Routine kommt ganz sicher nicht auf. „Das Schöne ist ja, dass man hier privat wunderbar abschalten kann.“ Ganz oben auf der Liste stehen dabei Fahrradtouren und die Proben mit dem Fanfarenzug Meinerzhagen. Seit seinem zehnten Lebensjahr ist Piero Del Casale bereits dabei und hat mit seinem Verein auch die Partnerstädte schon besucht. Normalerweise stehen auch regelmäßige Besuche der italienischen Verwandtschaft in den Abruzzen oder Reisen nach Kroatien an, doch in diesem Jahr ging die obligatorische Sommerreise mit dem Wohnwagen ins Rhein-Mosel-Gebiet – eine Gegend, die ähnlich wie die Heimat im Sauerland ganz viel zu bieten hat, wie Piero Del Casale feststellt. Und so ist das Leben und Arbeiten hier in Meinerzhagen genau der Traum, den er sich immer verwirklichen wollte. Und genau das strahlt der Mann, der trotz seines italienischen Namens ein Sauerländer durch und durch ist, aus: Er ist genau dort, wo er sein will – auf der Sprungschanze, in einer Veranstaltungshalle, im Dachstuhl der Villa im Park, in der Schule oder wo auch immer: Hauptsache in und für Meinerzhagen.
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