Buchdrucker und Kupferstecher – wer bei diesen Stichworten an die Zeit spontan im Geiste ins 15. Jahrhundert zurückreist, wer an Johannes Gutenberg und seine bahnbrechende Erfindung des Buchdrucks erinnert, der liegt falsch. Vielmehr handelt es sich nicht um Berufsbezeichnungen, sondern um nur wenige Millimeter große Insekten, die unter ihrem Oberbegriff „Borkenkäfer“ wohl besser bekannt und gefürchtet sind. Denn ein einziger Blick auf unsere Wälder reicht, um zu erkennen, was sie anrichten.
Wie konnte es dazu kommen, dass der Borkenkäfer die Fichtenwälder so massiv schädigen konnte? Wie geht es nun weiter mit dem Wald? Welchen Einfluss hat der Klimawandel und was können wir tun, um die Zukunft unserer Wälder zu sichern? Diese und noch viele weitere Fragen beantwortet die Dauerausstellung „Buchdrucker & Kupferstecher“, die seit Kurzem im Wald- und umweltpädagogischen Zentrum Heed zu sehen ist. Davon überzeugte sich gestern auch Bürgermeister Jan Nesselrath bei einem Rundgang mit Matthias Kretschmer, Leiter des Zentrums und Initiator der Ausstellung. „Ein schwieriges Thema, das uns alle hier Tag für Tag vor Augen geführt wird, wird hier gut verständlich und spannend aufbereitet, und zwar für Erwachsene genauso wie für Kinder und Jugendliche“, so Jan Nesselrath.
Gemeinsam mit verschiedenen Experten und gefördert als LEADER-Kleinprojekt hat Matthias Kretschmer die ruhigen Corona-Monate genutzt und die Ausstellung konzipiert. Er selbst leitet das Wald- und umweltpädagogische Zentrum bereits seit vielen Jahren. Dabei hat er sich dem pädagogisch-spielerischen Naturerleben für alle verschrieben und zu diesem Zweck auch den Waldaktivpfad „Rund um den Heedberg“ in unmittelbarer Nähe des Zentrums initiiert und errichtet: „Mit der Ausstellung wenden wir uns vor allem an Schulklassen, an Familien und Gruppen, die direkt hier vor der Haustür mitverfolgen können, was in den letzten Jahren geschehen ist“, und Jan Nesselrath ergänzt: „Es ist erschreckend zu sehen, wie sich unsere Region, unsere gesamte Landschaft in so kurzer Zeit komplett gewandelt hat. Es ist nun an uns allen, genau zu überlegen, wie wir die Zukunft gestalten wollen, und entsprechend zu handeln.“
Stellt sich nun die Frage: Was kommt als nächstes? Auch hierzu findet sich in Heed eine Antwort: Denn nicht nur zu den Schädlingen selbst gibt es Informationen, auch die eigentliche Hauptperson, der Baum als solcher, kommt nicht zu kurz. Wie dessen Lebens- und Versorgungszyklus sich gestalten, wie ein Wald gepflegt wird und was Trockenheit und Hitze der vergangenen Jahre mit unseren Wäldern gemacht haben, wird anschaulich auf Infotafeln erläutert. Außerdem können die Besucherinnen und Besucher interaktiv tätig werden und u.a. unter der Lupe ganz genau sehen, wie der Borkenkäfer seine Bahnen durch das Holz gefräst hat. Die Linien übrigens sind es, die den Schädlingen ihren Namen gegeben haben: Sie erinnern entfernt an ein aufgeschlagenes Buch oder eben an Kupferstiche, die früher im Tiefdruckverfahren gefertigt wurden.
Wie der Wald der Zukunft also aussehen könnte, welche Chancen wir nun haben, um unsere Wälder so wieder aufzuforsten, dass sie den neuen Lebensbedingungen standhalten – auch das wird hier thematisiert. „Die Ausstellung zeigt sehr genau, was warum geschehen ist, und allein weil das Waldsterben so nah vor unserer eigenen Haustür stattfindet, berührt sie in ihrer Sachlichkeit umso mehr“, so Jan Nesselraths Fazit nach einem ausgiebigen Rundgang. Und so steht am Ende des Besuchs die klare Empfehlung, sich eingehender mit dem Buchdrucker und dem Kupferstecher zu beschäftigen.
Die Ausstellung „Buchdrucker und Kupferstecher“ ist an den Wochenenden nachmittags im Haus Heed, Heed 3 in Meinerzhagen, geöffnet, der Eintritt ist frei. Weitere Infos erhalten Sie direkt vor Ort unter der Rufnummer 02354/7046800 oder per E-Mail an info@fsj.de .
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